Knalltrauma – was dagegen hilft und wie Sie sich schützen können

Eine Rakete, die in die Luft geht oder ein Reifen, der platzt: Ein Knalltrauma passiert schnell und nicht selten unerwartet. Neuroth-Audiologe Max Bauer erklärt, wie das kurze, aber sehr laute Geräusch unser Gehör schädigt und worauf wir achten können, damit es gar nicht erst so weit kommt.

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Sie haben seit einiger Zeit ein auffälliges Geräusch im Ohr? Oder haben Sie vielleicht das Gefühl, nicht mehr alles zu verstehen? Unsere Hörakustiker*innen beraten Sie gerne
Was ist ein Knalltrauma?
Als Knalltrauma bezeichnet man ein akustisches Trauma, das zu Einschränkungen im Hören führen kann. Diese können vorübergehend sein, in einigen Fällen aber auch zu einem dauerhaften Hörverlust führen. „Der Knall, der auftritt, ist zwar kurz, aber in seiner Intensität so kräftig, dass er eine mechanische Schädigung im Innenohr verursacht“, sagt Audiologe Max Bauer. Das kann man sich so vorstellen: Es knallt einmal so heftig neben unserem Ohr, dass die Büschel der Haarsinneszellen im Corti Organ – das ist der Sitz unseres Gehörsinns auseinandergerissen werden. Dabei verlieren sie ihre Funktionstüchtigkeit. Das heisst, sie leiten die Schallsignale nicht mehr ans Gehirn weiter. Manche Töne können so verloren gehen. Unsere Hörstärke nimmt ab.

Ein Knall aus dem Nichts
Bei einem Knalltrauma geht alles so schnell, dass sich unsere Ohren nicht auf das sehr kurze, sehr laute Geräusch vorbereiten können. Denn eigentlich besitzen wir alle „eine Art eingebauten Gehörschutz“, sagt Max Bauer, den sogenannten Stapedius-Reflex. Wenn Lärm langsam lauter wird, sorgt dieser natürliche Reflex dafür, dass unsere Haarsinneszellen geschützt werden. Der Schall wird dann, bevor er auf unser Gehör trifft, gedämpft. Bei einem Knalltrauma, das ja oft aus dem Nichts passiert, hat das Ohr aber keine Zeit, auf den erhöhten Schalldruck zu reagieren. Wenige Millisekunden reichen daher schon aus, um ein Knalltrauma zu verursachen.
Mögliche Ursachen für ein Knalltrauma
- Schüsse aus Pistolen und Gewehren
- Silvesterböller und Raketen
- Ohrfeigen oder andere Arten von Schlägen aufs Ohr
- Platzende Reifen oder ausgelöste Airbags
Die Gefahr für unser Gehör
„Grundsätzlich kann jede Art von Knall, die man sich vorstellen kann, ein Auslöser für ein Trauma sein“, sagt Bauer. „Man muss davon ausgehen, dass manche Menschen auch schon von einem leiseren Knall ein Knalltrauma kriegen können, wohingegen andere kein Knalltrauma bekommen, selbst wenn ihre Ohren einem lauten Knall ausgesetzt sind.“ Vorsicht ist also immer geboten. Vor allem dann, wenn man davon ausgehen kann, dass es knallen wird, zum Beispiel an Silvester. Geht ein Böller hoch, erreicht der schon mal an die 180 Dezibel. Zum Vergleich: Unsere Schmerzgrenze, was Lärm angeht, liegt bei etwa 120 Dezibel, also weit darunter. Für unser Gehör ist ein derartig lauter Knall eine riesige Gefahr.
Die körperlichen Folgen eines Knalltraumas
Es lässt sich nicht genau sagen, wie viele Menschen in der Schweiz von einem Knalltrauma betroffen sind. Daten dazu werden laut Bauer nicht systematisch erfasst. Geht man davon aus, dass die Schweiz mit Österreich vergleichbar ist, wo in etwa gleich viele Menschen leben, könnten es an die 1‘000 Betroffene allein zu Silvester sein.
Die psychischen Folgen eines Knalltraumas
Neben den Auswirkungen auf das Gehör kann ein Knalltrauma auch psychische Folgen haben. Audiologe Max Bauer weiss aus jahrelanger Erfahrung, wie belastend ein Knalltrauma sein kann. „Es verändert dein Leben “, sagt er. Nicht mehr alles so gut zu hören, sei in der Regel kein so grosses Problem für Betroffene, da ein Knalltrauma nur einen kleinen Frequenzbereich in den höheren Tönen beeinflusst und sich das durch Hörgeräte ausgleichen lässt. Auch das Gehirn gewöhnt sich laut Bauer relativ schnell an die neue Situation. Er sagt: „Der Tinnitus kann Ihr Leben verändern. Wenn es blöd läuft, bleibt der für immer und das kann einen schon in den Wahnsinn treiben.“ Wer nichts gegen das Klingeln im Ohr unternimmt, kann unter Schlafmangel leiden, was in weiterer Folge zu Ängsten und Depressionen führen kann. Erst der Einsatz von Hörgeräten und Noisern, eine Therapie, die auch Neuroth empfiehlt, macht den Tinnitus für viele erträglich. Manchen fällt er dann gar nicht mehr auf. Sie bemerken stattdessen, wie die Hörstärke zurück in den Alltag kommt. Denn Hörvermögen beeinflusst nicht nur unsere Ohren, sondern unser ganzes Leben. Wer gut hört, ist lieber unter Leuten, versteht sich besser mit Familie und Freund*innen und fühlt sich selbstbewusster.
Wie erkenne ich ein Knalltrauma?
Nachdem es in unmittelbarer Umgebung einen ohrenbetäubenden Knall gegeben hat, hört und fühlt sich so an, als wäre der Kopf in Watte gepackt. Dazu kommt ein Piepen im betroffenen Ohr. „Ein Knalltrauma bemerkt man sofort. Neben dem dumpfen Gefühl gibt es auch ein verzerrtes Hören. Als ob man in eine Blechdose sprechen würde“, sagt Bauer. Die Symptome sind direkt nach dem Knalltrauma am stärksten und können in den Tagen danach abklingen. „Statistiken zeigen, dass sich das Ohr in etwa der Hälfte aller Fälle von einem Knalltrauma erholt,“ sagt der Audiologe. Zeit spielt dabei eine grosse Rolle: Wer ein Knalltrauma erlitten hat, sollte so schnell wie möglich eine*n HNO-Ärzt*in aufsuchen.
Mögliche Knalltrauma-Symptome
- Hörverlust
- Tinnitus
- Stechender Schmerz am Ohr
- Geräuschempfindlichkeit
- Schwindel und Gleichgewichtsstörungen
„Ein Knalltrauma erkennt man sofort: Der Kopf fühlt sich an, als wäre er in Watte gepackt, man hat ein Piepen im Ohr und hört nur mehr verzerrt.“
Wie Expert*innen ein Knalltrauma erkennen
Mithilfe eines professionellen Hörtests finden HNO-Ärzt*innen heraus, wie es dem Gehör nach dem traumatischen Ereignis geht. Dabei wird unter anderem ein Audiogramm erstellt. Über einen Kopfhörer werden Töne in unterschiedlichen Frequenzen abgespielt. Das hat einen einfachen Grund: Bei einer dauerhaften Hörminderung durch ein Knalltrauma werden vor allem Töne in höheren Frequenzen nicht mehr so gut wahrgenommen. Manchmal hört man sie gar nicht mehr. Mit dem Audiogramm lässt sich das also herausfinden. HNO-Ärzt*innen untersuchen auch die Geräuschempfindlichkeit. Dass Menschen, die ein Knalltrauma erlitten haben, in vielen Fällen empfindlicher auf Geräusche reagieren, liegt daran, dass auch die Haarzellen, die Töne für uns abdämpfen, geschädigt sein können. Ob das der Fall ist, lässt sich ebenfalls durch den Hörtest feststellen. Durch seine sehr spezifischen Symptome ist das Knalltrauma im Übrigen gut von anderen akustischen Traumata zu unterscheiden und gut zu diagnostizieren.
Arten von akustischem Trauma
1. Knalltrauma Ursache: kurzer, lauter Knall Auswirkung: Schädigung der Haarzellen im Corti-Organ Symptome: Hörminderung, Tinnitus, Schwindel
2. Explosionstrauma Ursache: kurze, extrem laute Explosion Auswirkung: Trommelfell reisst. Schädigung der Gehörknöchelchen und Haarzellen Symptome: Gehörgang blutet, Hörminderung, Tinnitus, Schwindel, Übelkeit
3. Chronisches Lärmtrauma Ursache: dauerhafter Lärm, zum Beispiel am Arbeitsplatz Auswirkung: Schädigung des Gehörs und der Haarzellen im Corti-Organ Symptome: Hörminderung, Schwierigkeiten beim Sprachverständnis und beim Hören in lauten Umgebungen, Tinnitus
Knalltrauma behandeln – geht das?
Wenn es plötzlich neben dem Ohr geknallt hat und man Symptome wie Hörverlust, Watte-Gefühl und ein Piepen im Ohr wahrnimmt, sollte man sofort eine*n HNO-Ärzt*in aufsuchen. Erst die Untersuchung durch sie oder ihn gibt Aufschluss darüber, ob und wie sehr das Gehör geschädigt wurde. Die schnelle Behandlung mit einer durchblutungsfördernden sowie abschwellende Infusionstherapie soll Entzündungen hemmen und die Haarsinnenzellen in der Regeneration unterstützen. Ärzt*innen verabreichen bei Knalltraumata auch durchblutungsfördernde Medikamente, weil Hörschäden die Durchblutung im Innenohr stören können. Eine rasche Behandlung kann dabei helfen, sich wieder ganz von einem Knalltrauma zu erholen.
Schonung für das betroffene Ohr
„Wer von einem Knalltrauma betroffen ist, sollte sein Gehör in den Tagen darauf unbedingt schonen“, sagt Neuroth-Audiologe Max Bauer. „Am besten man gibt dafür etwas Watte ins Ohr und versucht alles zu vermeiden, was das Ohr belasten könnte. Dazu zählen Lärm und auch Stress.“ Man könne das Gehör nach dem Knalltrauma mit einem angebrochenen Knochen vergleichen, meint der Audiologe. Den Knochen müsse man ruhig halten, auch das Ohr brauche in diesem Fall Erholung. Das Gehör zu schonen, erhöht die Chancen auf Heilung ebenfalls. Am besten wirkt im Übrigen aber immer noch die Prävention. Menschen, die einer gefährdeten Berufsgruppe angehören, etwa Jäger*innen, können sich gegen ein Knalltrauma wappnen, um hörstark zu bleiben. Auch in Momenten, wo im Vorhinein klar ist, es könnte laut werden, wie an Silvester, sollte man sein Gehör in jedem Fall schützen. Zum Beispiel mit individuellem Gehörschutz von Neuroth.
Wie Angehörige helfen können
Nicht nur HNO-Ärzt*innen oder Hörakustikunternehmen wie Neuroth sind wichtige Anlaufstellen für Betroffene. Es kann auch gut tun, sich Familie und Freunden anzuvertrauen. Zwar ist man als Angehörige*r im Falle eines Knalltraumas in den Dingen eingeschränkt, die man tun kann. Gerade in herausfordernden Situationen sind es aber ohnehin die kleinen Dinge, die Grosses bewirken können. Eine betroffene Person zur*zum Ärzt*in zu begleiten, etwa. Oder sie überhaupt davon zu überzeugen, ärztlichen Rat in Anspruch zu nehmen. Man kann zuhören und Aufgaben übernehmen, um für etwas Ruhe zu sorgen. Genau die ist es, die Betroffenen am meisten brauchen.

Helfen Hausmittel gegen ein Knalltrauma?
„Ja“, sagt Neuroth-Audiologe Max Bauer. Wer sein Gehör schont und Stress vermeidet, unterstützt seine Ohren dabei, sich zu regenerieren. Zudem gäbe es Hinweise darauf, dass sich ein gesunder Lebensstil sowie die Einnahme von Vitaminen positiv auswirken könnten. „Erste Untersuchungen aus den USA zeigen, dass sich Soldat*innen schneller von einem traumatischen Knallereignis erholt haben, wenn sie sich gesund ernährt und eine Kombination der Vitamine ACE sowie Magnesium zu sich genommen haben.“ Erkenntnisse aus diesen Studien würden auch darauf hindeuten, dass Ernährung sowie Vitamine unser Gehör grundsätzlich widerstandsfähiger machen.
Wie kann Neuroth bei einem Knalltrauma helfen?
Am besten ist es für unsere Hörstärke natürlich, es kommt gar nicht erst zu einem Knalltrauma. Denn in Fällen, in denen schon absehbar ist, dass es laut wird oder in Fällen, wo Menschen regelmässig mit knallendem Lärm zu tun haben, lässt sich einem Knalltrauma sehr gut vorbeugen. „Wenn man weiss, Silvester steht vor der Tür oder in der Arbeit könnte was passieren, dann sollte man unbedingt präventiv einen Gehörschutz tragen“, sagt Max Bauer. Bei Neuroth gibt es dafür Gehörschutz der Marke Earwear. Mit Ohrstöpseln, die sofort getragen und verwendet werden können, aber auch mit Modellen, die individuell an jedes Ohr und die persönlichen Anforderungen angepasst werden. So oder so: Earwear schützt das Gehör vor Lärm und Knall, wichtige Geräusche werden aber weiterhin wahrgenommen. Damit man immer nur genau das hört, was man auch wirklich hören möchte.
Der Einsatz von Hörgeräten und Noisern
Wenn sich die Symptome des Knalltraumas nicht bessern, gibt es andere vielversprechende Möglichkeiten, sie in den Griff zu bekommen. Bei einem dauerhaften Hörverlust durch ein Knalltrauma können moderne Hörgeräte von Neuroth dabei helfen, die hohen Töne, die verloren gegangen sind, wieder zurück in den Alltag zu bringen. Unsere Hörakustiker*innen passen die Hörlösungen individuell an die Bedürfnisse unserer Kund*innen an und begleiten sie am gesamten Weg zu neuer Hörstärke.
Auch wenn ein Tinnitus aufgetreten ist, lässt sich mit Hörgeräten entgegensteuern. Dadurch können wir die lästigen Ohrengeräusche lindern, in einigen Fällen verschwinden sie durch das Tragen der Hörgeräte sogar ganz. Ist das nicht der Fall, ist das kein Grund zur Sorge. Dann empfehlen wir den Einsatz eines Noisers, der bei einem Grossteil unserer Kund*innen mit Tinnitus Erfolge erzielt. Noiser sind kleine Geräte, die hinter dem Ohr getragen werden und ein unauffälliges Rauschen erzeugen. Dadurch wird der Tinnitus weniger stark wahrgenommen. Hörgeräte und Noiser sind bewährte Methoden, die bei Hörschäden durch einen kurzen Knall langfristigen Erfolg versprechen.

Quellen
https://www.uniklinikumjena.de/Uniklinikum+Jena/Aktuelles/Archiv/PM_Archiv+2017/Bleibende+Hörschäden+durch+Silvesterböller-pos-0.html
https://www.doccheck.com/de/detail/articles/194-knalltrauma-die-tropfen-danach
https://www.derstandard.at/story/2000070674345/silvesterkracher-das-jahr-mit-einem-hoertrauma-beginnen
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